Von der Bockwurst zum Bierkrug – die Beliebigkeit hat ein neues Logo
Um es mit den Worten von Wolfgang Joop zu sagen:
Es gibt auf dieser Welt nur ein Venedig! Es gibt auf dieser Welt nur ein Florenz! Und es gibt in dieser Einzigartigkeit auf dieser Welt auch nur ein Potsdam!
Von der eben zitierten Einzigartigkeit Potsdams findet sich in dem jetzt präsentierten neuen Stadtlogo rein gar nichts wieder.
Es ist anspruchslos, beliebig, austauschbar, irgendwie nur gewollt und – wenn es nicht in roter Farbe gehalten wäre – „blutleer“.
Ein roter Adler mit gestutztem Flügel – welch Symbolik – soll es nun richten. Adler sind hochherrschaftliche Tiere, erhaben schweben sie über den Dingen, sie sind die „Könige der Lüfte“. Von dieser Erhabenheit, die der Einzigartigkeit Potsdams entsprechen würde, ist nichts mehr geblieben.
Lässt man den Schriftzug „Potsdam“ weg, könnte dieses Stadtlogo von jeder Stadt oder Gemeinde bzw. jedem Landkreis übernommen werden, sofern sie sich in der Reichweite des Brandenburger Adlers befinden. Daran ändert auch nichts das ansatzweise stilisierte „P“ des linken Flügels des abgebildeten Adlers, welcher jetzt eher als Henkel des abgebildeten Bierkrugs herhalten muss.
Der Marketing Club Potsdam kann dem jetzt vorliegenden Entwurf eines neuen Logos für die Landeshauptstadt Potsdam nichts abgewinnen. Das Logo ist ein „no go“.
Der Farbwechsel hin zu Rot könnte vielleicht noch nachvollziehbar sein. Es sind die Potsdam Farben aus dem klassischen Stadtwappen rot/gelb. Rot allein als offizielle bzw. öffentliche Farbe gilt allerdings auch und vor allem als Warnfarbe z.B. im Straßenverkehr. Und Potsdam will doch wohl niemanden vor Potsdam warnen – es sei denn, die Stadtverwaltung will es gegenüber Bürgern und Besuchern so verstanden wissen. Das würde dann allerdings quasi genau „ins Bild passen“.
Unabhängig von der Farbe sehen wir im Logo mehrere Probleme: Dieses Logo will viel, schafft es aber nicht. „Eine eierlegende Wollmilchsau”, in die Zukunft gewandt und vermeintlich das Alte mitnehmend.
Ein Logo ist Heimat. Ein Logo ist Bekenntnis – ein Selbstbild: Wer man sein wird oder wer man ist. Es symbolisiert keinen Übergang, wie es die Typografie hier bemüht. Es kann aus einzelnen Elementen Tradition mit Moderne kombinieren. Aber keine „Zwitterschrift” nutzen. Dies schafft Irritation für jeden Betrachter, gesehen wird zuallererst ein Fehler....
Es ist nicht Aufgabe eines Logos, einen Übergang zu begleiten und sichtbar zu machen. Es ist Aufgabe eines Logos zu sagen, wer wir in Zukunft sein werden. Ein Logo ist immer ein klares Bekenntnis.
Dass die Sanssouci-Silhouette aus dem Logo entfernt wurde, ist für das touristische Marketing der Stadt Potsdam ein herber Verlust. Unsere Alleinstellung – unsere Einzigartigkeit - wurde aufgehoben, um vermeintlich Vielfalt zu erhalten.
Doch: der Adler als Wappentier ist nun so vielfältig wie die Amtstuben im Land. Zudem ist das Icon des Adlers zu komplex. Warum so viel Fuß, warum schräg? Welche Symbolik spielen wir hier aus? Wird es verkleinert, läuft es zusammen und ist aus der Ferne oder im Display schwer zu erkennen. Wenn modern, dann muss das Design ein klares Statement setzen: modern heißt reduziert. Was mit „Sanssouci“ als Grafik uneingeschränkt gut umsetzbar war und ist.
Aus unserer Sicht war ein neues Design wichtig und wurde beauftragt, um eine vielfältig nutzbare Stadtmarke zu bekommen und diese vom offiziellen Stadtwappen einer Stadtverwaltung zu trennen.
Die eine Marke für die moderne Vielfalt und die Historie von Potsdam, die Einzigartigkeit halt, derentwegen z.B. Millionen Besucher jedes Jahr in diese Stadt kommen. Und die andere, d.h. das Stadtwappen für die Aufgaben der Verwaltung für die Bürgerbelange.
Nun haben wir ein Ergebnis, welches den gleichen Spagat wie unser Sanssouci-Logo nehmen muss, von der Kultur bis zum Knöllchen. Und ein Logo, welches uns von anderen Städten nicht unterscheidet. Das Ergebnis ist aus Marketingsicht mehr als unbefriedigend und sollte, nein muss an der entscheidenden Stelle, am Logo, unbedingt nachgearbeitet, um nicht zu sagen neu aufgesetzt werden.